„Gedenkwoche 2024“ im Museum der Neuen Synagoge
In Russland wird in den letzten Jahren jährlich eine Holocaust-Gedenkwoche veranstaltet, die sich rund um den Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, den 27. Januar entwickelt hat, der in vielen Ländern der Welt begangen wird.
Aus diesem einzelnen Gedenktag haben sich in Russland daraus eine Reihe von Veranstaltungen entwickelt.
In diesem Jahr präsentierte das „Museum Neue Synagoge Kaliningrad“ ein umfangreiches Programm für Gruppen unterschiedlichen Alters, wobei der Schwerpunkt vor allem auf Schulklassen und der jüngeren Generation lag.
13 Schulklassen besuchten das Museum im Rahmen von außerschulischen Aktivitäten, zwei Schulgruppen kamen eigens zur Eröffnung der neuen Wanderausstellung „Holocaust: Vernichtung, Widerstand, Rettung“ des Moskauer Holocaust-Zentrums am 11. Januar und zur Eröffnung der Gedenkwoche. Diese Sonderausstellung ergänzt die Hauptausstellung des Museums und berichtet über die Kriegszeit und den Holocaust in der UdSSR und Russland, über die Verbrechen der Nazis gegen die Menschlichkeit in unserem Land.
Am ersten Abend, am 11. Januar fand ein Treffen mit Boris Arenberg statt, einem ehemaligen Häftling des Ghettos von Charkow, der eigens nach Kaliningrad gekommen war, um über seine Kindheit im Ghetto in der Traktorenfabrik zu berichten. Wie durch ein Wunder gelang es seiner Mutter, ihn vor der endgültigen Liquidierung des Ghettos zu retten.
Nikolai Perkusov, Kulturhistoriker und Heimatforscher aus Kaliningrad, hielt zwei Vorträge über Graphic Novels und Werke der Weltkultur – die Umsetzung des Tagebuchs der Anne Frank in eine Graphic Novel und Art Spiegelmans mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman „Maus“. Diese beiden Werke sind literarische Meilensteine, die die Wahrnehmung des Holocausts bei den Lesern auf Grund ihrer neuen Perspektive noch einmal sehr geschärft haben.
Zum Abschluss der Gedenkwoche in Kaliningrad findet jedes Jahr traditionell der „Marsch für das Leben“ im Dorf Yantarny statt, um an den Todesmarsch zu erinnern, der in diesem Gebiet am Ende des Krieges – im Januar 1945 – stattfand, als mehrere tausend jüdische Gefangene an der Ostseeküste ermordet wurden.
Am diesjährigen „Marsch für das Leben“ nahm Yoav Lester teil, ein Nachkomme der Überlebenden Eva Nagler, der eigens aus Israel angereist war. Eva Nagler ist eine von 13 Überlebenden, die ein Buch mit ihren Erinnerungen an das Palmnicken-Massaker geschrieben haben. Ihre Schwester Sonia Schach, die in Palmnicken umkam, wurde kürzlich mit einer Gedenktafel am Ort des Massakers geehrt.
Jedes Jahr zieht der „Marsch für das Leben“ Ende Januar mehr und mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Inzwischen versammeln sich nicht nur die jüdische Gemeinde, sondern auch die Verwaltung, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Schüler und Studenten sowie Vertreter anderer Konfessionen, um das Andenken an die ermordeten Juden zu ehren.